Wir haben bereits in verschiedenen Beiträgen unter der Kategorie „Pricing“ von Strategien gesprochen, die die Preiskalkulation betreffen. Jedoch fehlte bis dato ein grundlegender Aspekt: Wie kalkuliert man eigentlich Preise? In diesem Beitrag soll es um die klassische kostenorientierte Preisfindung gehen – die Kalkulation vor der wir in unserem ersten Beitrag gewarnt haben.
Warum schreiben wir dann diesen Beitrag?
Die kostenorientierte Kalkulation ist für sich alleine nicht ausreichend für gutes Pricing, jedoch ist sie die Grundlage (oder Bottom Line) für die darauf folgenden Betrachtungen. Sie müssen zunächst Ihren Spielraum abstecken und dafür müssen Sie wissen, ab welchem Punkt Sie nicht mehr fähig sind, die Rechnungen zu bezahlen.
Verkaufspreis kostenorientiert kalkulieren – Anwendungsbeispiel
Wir kalkulieren exemplarisch den Preis für einen eigens produzierten Schreibtisch.
Für die folgende Berechnung benötigen Sie detaillierte Kenntnis Ihrer Kosten. Dazu können Sie entweder die Werte aus dem vergangenen Geschäftsjahr heranziehen oder Sie schätzen die Zahlen für das laufende Geschäftsjahr. Wichtig ist, dass Sie hier nur die Kosten einrechnen, welche nicht auf ein einzelnes Produkt zurückzuführen sind (Gemeinkosten). Beispiel: Lohnkosten für eine Buchhalterin.
Zusätzlich müssen Sie wissen, welche Kosten ausschließlich für die Produktion Ihres Produktes anfallen (Einzelkosten). Beispiel: Materialkosten für die Produktion des zu kalkulierenden Produktes.
Fangen wir bei der Kalkulation der Einzelkosten an:
- Materialkosten: 200 €/Stück
- Personalkosten: 80 €/Stück (MA mit 40.000 € Gehalt pro Jahr verteilt auf 500 Schreibtische, welche er alleine produziert)
- Andere Kosten: 50 €/Stück
Das ergibt 330 €/Stück Einzelkosten oder auch unsere sogenannten Herstellkosten.
Da wir nicht bloß diesen Standard-Schreibtisch verkaufen, sondern auch Sonderanfertigungen machen und Schränke verkaufen, können wir nicht all unsere Kosten auf dieses Produkt beziehen. Diese Gemeinkosten müssen nun „gemeinschaftlich“ von unseren Produkten bezahlt werden. Dazu wird jedem Produkt ein Prozentsatz zugeordnet, sodass am Ende 100 % der Kosten gedeckt sind. In unserem Beispiel werden 40 % der Gemeinkosten von dem Standard-Schreibtisch „bezahlt“.

Bei der Kalkulation unserer Selbstkosten (siehe Bild) müssen nun alle Kosten eingetragen werden, die nicht auf eines unserer Produkte bezogen werden können.
Beispiel: 100.000 € für Gehälter (Geschäftsführer/in und Buchhalter/in)
Die Gemeinkosten werden nun alle summiert, mit unserem Prozentsatz (40 %) verrechnet und durch die geplante Absatzmenge geteilt. In Summe mit den Herstellkosten ergeben sich so 534,80€ Selbstkosten. Das ist unsere Bottom Line, der Preis, den wir mindestens verlangen müssen, damit wir unsere Rechnungen zahlen können.
Vorlage für Ihre Preiskalkulation
Damit Sie direkt Ihre eigenen Rechnungen durchführen können, haben wir Ihnen eine einfache und intuitive Excel-Vorlage erstellt. Diese können Sie kostenlos hier downloaden: Download
Die Erklärungen zu der Tabelle finden Sie auf jedem einzelnen Blatt. Bitte beachten Sie, dass es sich bei der Tabelle wiederum nur um die oben beschriebene Kalkulation handelt und wir diese nicht empfehlen. Erfahren Sie stattdessen in unserem kostenlosen Pricing Webcast wie Sie die kostenorientierte Kalkulation, als Teil einer umfassenden Berechnung, richtig verwenden:
Auf welche Branchen ist diese Kalkulation anwendbar?
Egal ob Sie nun in der Gastronomie, als Tischler/in oder Software-Hersteller/in tätig sind: diese Kalkulation funktioniert immer dann, wenn Sie eine Standardproduktpalette anbieten. Für Projektkalkulationen ist die Kalkulation zwar sehr ähnlich, aber Sie müssen einige Punkte beachten. Diese aufzuzeigen würde hier allerdings zu weit führen.
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